Die Augsburger Feuerwehr blickt auf die längste Geschichte einer bayerischen Feuerwehr zurück: Die Anfänge des organisierten Feuerlöschwesens reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die Entwicklungen der Feuerwehr und der Stadt haben sich im Laufe der Geschichte seit jeher gegenseitig beeinflusst. Zwischendurch gab es auch einige Feuerwehren nicht mehr! Um herauszufinden, wie das abgelaufen ist, warum was passiert ist und wie das alles mit den äußeren Einflüssen zu tun hatte, lohnt sich der Blick in die weite Vergangenheit…
1276
Erste Feuerordnungen
Die Brandbekämpfung war seit dem Mittelalter Aufgabe der Bevölkerung: Brannte es, war jeder Bürger dazu verpflichtet zu helfen. Da das jedoch durch fehlende Organisation in der Regel recht chaotisch ablief und manche Gebäude besonders brandgefährdet waren, wurden in Augsburg und Lübeck die ersten Feuerordnungen erlassen: Dort wurden erstmals das Verhalten der Bewohner, die Brandbekämpfung und Bauvorschriften für den vorbeugenden Brandschutz festgelegt. Brand der Stadtmetztg am 3. März 1634 (Kupferstich von Raphael Custos)
1849
Die erste offizielle bayerische Feuerwehr
Durch die Unzufriedenheit mit der weiterhin mangelhaften Organisation bei der Brandbekämpfung schlossen sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr Freiwillige zusammen, um das Thema professioneller anzugehen. Nach dem Vorbild des Pariser Pompier Corps gründeten der „Turnverein 1847 Schwaben-Augsburg“ und der Löschverein den „Augsburger Lösch- und Rettungsverein bei Feuergefahr“ – die erste bayerische Feuerwehr! Später wurde dieser in „Freiwillige Feuerwehr Augsburg“ umbenannt. Bis 1899 war die Feuerwehr in der Schrannenhalle am Moritzplatz neben der Kirche St. Moritz untergebracht.
1867
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Pfersee
1867 wurde die Freiwillige Feuerwehr Pfersee gegründet. Damals war Pfersee jedoch noch ein Dorf und gehörte noch nicht zum Stadtgebiet von Augsburg. Ausgerüstet war die damalige Wehr mit einer fahrbaren Spritze, die noch von Pferden gezogen werden musste. Im Bild zu sehen: eine Übung der „ersten“ Pferseer Feuerwehr.
1899
Gründung der Berufsfeuerwehr
Mit altem Personal, das zuvor teilweise bei der Augsburger Turmwache beschäftigt war, wurde die Berufsfeuerwehr Augsburg gegründet. Das Gebäude am Moritzplatz wurde abgerissen und das alte Militärzeughaus am Zeugplatz wurde bezogen. Zusätzlich gab es noch zwei Filialfeuerhäuser: eines in der Schwimmschulstraße in der Wertachvorstadt und eines in der Jakobervorstadt.
1911
Eingemeindung
Die ehemaligen Augsburger Vororte Pfersee und Oberhausen wurden mit der neuen Gemeindeverordnung in die Stadt Augsburg eingemeindet und brachten so ihre eigenen Freiwilligen Feuerwehren mit in den Kreis der Augsburger Feuerwehr. 1913 kamen außerdem Lechhausen und Hochzoll dazu und 1916 schließlich Kriegshaber. Das Bild zeigt den Blick auf das historische Pfersee, mit dem Pferseer Schlössle (links) und dem alten Feuerwehrhaus (rechts).
1914 – 1918
Der Erste Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg war das Personal der Augsburger Feuerwehren stark gefordert: Zahlreiche Feuerwehrangehörige wurden zum Kriegsdienst einberufen. Der Personalmangel bei der Berufsfeuerwehr wurde durch Mitglieder der Freiwilligen aufgefüllt. Zusätzlich wurde eine Bürgerwehr gegründet, um dem Brandschutz noch nachkommen zu können.
1924
Die größte Feuerwehr Deutschlands
Mit 50 Berufsfeuerwehrleuten, 924 Freiwilligen Feuerwehrleuten und 863 Werkfeuerwehrleuten war die gesamte Feuerwehr in Augsburg die größte in ganz Deutschland.
1938 – 1945
Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg
Das neue „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ trat 1938 in Kraft: Die Berufsfeuerwehr wurde zur Feuerschutzpolizei und die Freiwillige Feuerwehr zur Hilfspolizeitruppe, wodurch die Feuerwehr nicht mehr unter der Dienstaufsicht der Stadt, sondern unter der des Reichsministeriums des Innern stand. Des Weiteren wurden die Feuerwehr-Vereine aufgelöst und viele ihrer Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen, wodurch die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren praktisch zum Erliegen kam. Nachdem die schrumpfende Mannschaftsstärke während des Krieges immer weiter zum Problem wurde, wurden einige Bürger sogar zum Feuerwehrdienst verpflichtet. Auch inmitten der Ruinen von Augsburg mussten Brände bekämpft werden (siehe Bild).
Wie und wann dabei die Freiwillige Feuerwehr Pfersee ihr vorübergehendes Ende fand, ist bislang nicht genauer bekannt. Aus dem geschichtlichen Kontext lässt es sich nur erahnen.
1945
Kriegsende
Nach dem Krieg war Augsburg durch die amerikanischen Besatzungskräfte besetzt. Diese verboten alle Freiwilligen Feuerwehren, wandelten die Berufsfeuerwehr in die Fire Brigade um und entließen dort alle ehemaligen NSDAP Mitglieder, wodurch nur noch fünf Angehörige übrig blieben. Die zivile Verwaltung ging zwar 1946 wieder zurück an die deutschen Behörden, allerdings scheiterte die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehren am Defizit von Personal, Räumlichkeiten, Gerätschaften und Fahrzeugen. Um dem Mangel an Einsatzkräften nachzukommen, wurden die Werkfeuerwehren und die Feuerwehren der amerikanischen Stützpunkte in den Alarmierungsplan des Stadtgebiets miteinbezogen.
1972
Weitere Eingemeindungen
Durch weitere Eingemeindungen kamen die neuen Stadtteile Haunstetten, Göggingen, Inningen und Bergheim zur Stadt Augsburg, wodurch es nun wieder Freiwillige Feuerwehren in der Stadt gab.
1975
Neugründung
1975 war ein ereignisreiches Jahr für die Feuerwehr, insbesondere für die Pferseer: Die Berufsfeuerwehr zog vom Zeugplatz in die heutige Adresse in der Berliner Allee um, wodurch die Abdeckung durch verfügbare Einsatzkräfte im Augsburger Westen abnahm. Der Plan, eine Wache West an der Reinöhlstraße zu realisieren, schlug durch fehlende finanzielle Mittel fehl und so war die Stadt auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Die Regierung von Schwaben forderte die Errichtung von Freiwilligen Feuerwehren im Westen von Augsburg. Die Lösung ließ nicht lange auf sich warten: sieben Pferseer gründeten die Feuerwehr wieder. In der Führung der neuen FF Pfersee Herbert Heinemann als Vorsitzender (links), Michael Häusler als stellv. Kommandant (mittig) und Werner Klopfer als Kommandant (rechts). Doch es gab viel zu tun! Es galt unter anderem „[…] Verwaltungsaufgaben zu regeln und eine Satzung zu erstellen, auch die Gemeinnützigkeit wurde anerkannt“, erinnerte sich der zwischenzeitlich verstorbene Ehrenvorsitzende Herbert Heinemann. Zunächst musste mit Zeitungsartikeln und Flugblättern um neue Mitglieder geworben werden, doch auch die fanden sich und eine zweijährige Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr begann, wofür man damals wöchentlich in die neue Hauptfeuerwache gefahren ist.
1978
Die FFP wird ausgerüstet
Nach der abgeschlossenen zweijährigen Ausbildung entstand der Bedarf an einem Fahrzeug und einem Ort, an dem dieses und die Mannschaft beheimatet werden können. Dafür wurde von der Stadt Augsburg eine Lkw-Garage angemietet und die Wehr erhielt als ihr erstes Fahrzeug seit der Neugründung ein TLF 8 Unimog (Tanklöschfahrzeug mit 800 l Wasser im Löschwassertank). Im Bild ist die Pferseer Mannschaft von 1979 zu sehen.
1980
Es wird immer ernster
Seit diesem Jahr setzt die Berufsfeuerwehr die drei neugegründeten Freiwilligen Feuerwehren aus Kriegshaber, Oberhausen und Pfersee für Brandeinsätze ein, die sich bewährten. „Die Stadt erkannte die Notwendigkeit und die Einsatzbereitschaft unserer Wehr und suchte für sie eine neuere, größere Bleibe“, erzählt der langjährige Kommandant Werner Klopfer. Fündig wurde man 1980 auf dem damaligen Gelände der Spinnerei und Weberei Pfersee – unsere heutige Adresse. „Innerhalb von sechs Monaten bauten wir drei Garagen, den Unterrichtsraum und den Aufenthaltsraum um“, so Klopfer. Durch den neugewonnenen Platz konnte man sich nun auch um ein weiteres Fahrzeug vergrößern und so kam ein LF 16/TS (Löschfahrzeug ohne Löschwassertank mit einer Tragkraftspritze) dazu. Mit der Anschaffung der Vereinsfahne konnte 1981 dann gleich dreifach gefeiert werden: Gerätehauseinweihung, Fahrzeugsegnung und Weihe der neuen Vereinsfahne (siehe Bild).
1995
Die Augsburger Feuerwehren bekommen jungen Zuwachs
In diesem Jahr erweiterte sich die Pferseer Feuerwehr um ihre Jugendgruppe. Auch die anderen Augsburger Feuerwehren fingen an, Jugendliche für sich werben, um für Nachwuchs zu sorgen. 1996 wurden dann alle Jugendgruppen der sieben Freiwilligen Wehren zur Jugendfeuerwehr Augsburg zusammengefasst.
1998
Es wird eng!
Auch die Aktive Mannschaft der Feuerwehr Pfersee vergrößerte sich und somit kam ein neues Problem: Der Platz ging aus! 1998 konnte die Stadt Augsburg glücklicherweise nach langen Verhandlungen das ganze Gebäude erwerben. Zeitgleich ging die Spinnerei und Weberei in Konkurs und musste schließen, wodurch das Gelände zur Disposition stand. Die Aktiven leisteten über 6.000 Arbeitsstunden, um ein modernes, zweckmäßiges und schönes Feuerwehrgerätehaus zu bekommen. Damals stand das Gerätehaus noch frei, doch heute ist es umringt von Reihen- und Mehrfamilienhäusern und steht am Rand eines Wohngebiets nahe der Wertach. Wie im Luftbild zu erkennen, grenzte das Werksgelände der Spinnerei und Weberei südlich and die Augsburger Straße an, wo heute eine Wohngebiet ist.
2000
Millenium
Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum im Jahr 2000 kam dann ein LF 16/12 (Löschgruppenfahrzeug mit 1.200 l Löschwasser, Mercedes Benz, Baujahr 1997) mit hydraulischem Hilfeleistungssatz und Hochdruckpumpe zu uns, das auch heute noch unser erstausrückendes Löschfahrzeug ist. Kurz darauf wurde das TLF 8 – unser erstes Fahrzeug – gegen einen Mannschaftstransportwagen getauscht (Mercedes Benz Sprinter) und auch das alte LF 16/TS musste einem moderneren LF 16/TS (Iveco, Baujahr 1989) vom Katastrophenschutz weichen. Auch ein viertes Fahrzeug kam hinzu: ein weiteres LF 16/12 (Mercedes Benz, Baujahr 1988). In diesem Jahr fand auch der Deutsche Feuerwehrtag und die Interschutz (Messe für Bereiche Rettungsdienst, Brand- bzw. Katastrophenschutz und Sicherheit) in Augsburg statt. Im Bild ist das Messegelände der Interschutz zu sehen (Quelle: Archiv Feuerwehr-Magazin).
2019
2016 musste das LF 16/TS vom Katastrophenschutz mängelbedingt außer Dienst genommen werden – ein Ersatz stand zunächst nicht in Aussicht. 2019 wurden jedoch von der Stadt Augsburg für insgesamt sechs Freiwillige Feuerwehren in Augsburg – darunter auch Pfersee – nagelneue LF 10 beschafft, die feierlich auf dem Augsburger Rathausplatz bei einer Fahrzeugweihe übergeben und gesegnet wurden (siehe Bild). Durch diese Neubeschaffung wurde das LF 16/12 (1988) ersetzt.
2024
Im Juni 2024 wurden insgesamt drei neue Mannschaftstransportwagen (MTW) für drei Freiwillige Feuerwehren in Augsburg in Dienst gestellt – darunter auch unser neuer Florian Pfersee 14/1, der den bisherigen MTW aus dem Jahr 2000 ersetzt.
Dieser Überblick ist nur ein Streiflicht der vergangenen Jahrzehnte und selbst dabei lässt sich eines deutlich erkennen: Seit der Wiedergründung 1975 ist viel passiert und vieles wäre nicht zu schaffen gewesen, wenn wir weder hoch engagierte Vereinsmitglieder noch die Unterstützung von Seiten der Stadt Augsburg oder der Berufsfeuerwehr Augsburg, sowie die der anderen Freiwilligen Feuerwehren erfahren hätten.
Auf den Seiten Über uns und Fuhrpark kann man sehen, wie die Freiwillige Feuerwehr Pfersee aktuell aufgestellt ist.
Übrigens: Wir suchen weiterhin nach geschichtlichen Infos über unsere Feuerwehr! Wenn du Unterlagen oder andere geschichtliche Nachweise hast, dann sag uns gerne Bescheid! Schreibe uns dazu gerne eine Nachricht über das Kontaktformular.
Quellen 1. Korschinsky J., Habermeier F., Springer R., Nölke M. (1999): Feuerwehr Augsburg. 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Augsburg. 100 Jahre Berufsfeuerwehr Augsburg, Augsburg: Weltbild Verlag. 2. Augsburg Stadt (1983): Jahrbuch „Unsere Feuerwehr“. Aus den Chroniken der Freiwilligen Feuerwehren Augsburgs – FF Pfersee, Feuerwehr-Verlag. 3. Bechtel, F. (2014), Die Augsburger Feuerwehr – Älteste Feuerwehr Bayerns, Erfurt: Sutton Verlag. 4. Feuerwehr Augsburg, (1997), Feuerwehr Augsburg (2). Jugendfeuerwehr der Stadt Augsburg. 5. Feuerwehr Augsburg, (2001), Feuerwehr Augsburg (6). Die FF Pfersee stellt sich vor. 6. Feuerwehr-Magazin (2000): Ausnahmezustand in Augsburg, https://www.feuerwehrmagazin.de/virtuelle-messe/2000-ausnahmezustand-in-augsburg-99095 (Stand: 10.07.2020).